Erste Lesung aus „Moriarty und der Schächter von London“
Das Buch:
London, 1894. Eine bizarre Mordserie an prominenten Mitgliedern der Gesellschaft stürzt die Stadt in Angst. Der Täter tötet seine Opfer auf eine Weise, die auf religiöse Bräuche der nichtchristlichen Einwohner Londons hindeuten. Professor James Moriarty muss wider Willen eine Allianz mit seiner Nemesis, einem kokainsüchtigen, selbsternannten Meisterdetektiv Sherlock Holmes, eingehen, um dem Serienmörder das Handwerk zu legen. Unterstützung bekommt der offiziell als tödlich verunglückt geltende, wohlhabende Londoner Gelehrte dabei durch Molly Miller, Gelegenheitseinbrecherin und Überlebenskünstlerin.
(Eintritt frei – die Bücherbüffet-Bar hat geöffnet)
Die Firma Prometheus Games – ich vermute, damit ist mittlerweile die gleichnamige GmbH gemeint – hat gestern eines ihrer Verlagsupdates veröffentlicht.
Ich möchte mir nicht die Mühe machen, diesen Text in seiner Gänze zu werten oder zu kommentieren. Ich möchte lediglich Stellung zu zwei Sätzen nehmen, die die von mir 1989 mit ins Leben gerufene Firma Feder&Schwert betreffen. Christian Loewenthal schreibt an einer Stelle seines Updates:
„Der erste richtige Dämpfer kam dann mit der Nichterfüllung des Vertrages seitens der Feder&Schwert GmbH im Rahmen des Dresden-Files-Kickstarters. Ein guter Teil des Geldes war letztendlich ohne Gegenleistung an Feder&Schwert gewandert und die durch die Verzögerungen aufgeworfenen Probleme haben sich immer weiter aufgetürmt und uns in Summe extrem viel Geld gekostet. Ohne die sich selbst ausbeutende Leistung einiger weniger Personen, wären die PDFs der Bücher nie fertiggestellt worden und wir hätten keine Chance gehabt die Verträge noch zu erfüllen.„
Verlagsupdate 6/22, PG
An diesen drei Sätzen ist kein Wort wahr. Ich lege Wert auf folgende Feststellungen:
1. Auslöser der Differenzen zwischen Prometheus und Feder & Schwert war, dass mir zu Ohren gekommen war, dass Prometheus schon sehr lange Außenstände bei gemeinsamen Freunden für eine Dienstleistung hatte. Auf Nachfragen hatten die Betroffenen wachsweiche Ausreden erhalten. Ich habe daraufhin Zweifel an der Seriosität unseres Partners bekommen und drei Dinge getan:
Prometheus gebeten, die Betroffenen umgehend zu bezahlen
Darum gebeten, anders als ursprünglich vereinbart einen Vorschuss für die Unterstützung des Crowdfundings seitens Feder&Schwert zu erhalten
Darum gebeten, einen Finanzierungsplan für die Durchführung des Crowdfunding-Projektes nach dem Ende der Backing-Phase zu sehen
2. Daraufhin hat Prometheus Games Feder & Schwert die Zusammenarbeit schriftlich aufgekündigt. Von einer Nichterfüllung kann also keine Rede sein, weil der Abgabetermin für Übersetzung und Layout zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne lag.
3. Das an Feder&Schwert geflossene Geld – ein Bruchteil der vereinbarten Summe – entbehrte keineswegs einer Gegenleistung, sondern war das Honorar für die bis zur Aufkündigung der Zusammenarbeit durch Prometheus geleisteten Design-, Übersetzungs- und Layoutarbeiten, die Feder&Schwert Prometheus Games natürlich auch überlassen hat.
Nach dieser kurzen Analyse mag jede/r den Warheitsgehalt des restlichen Statements für sich beurteilen. Das Thema Dresden Files bei Prometheus dürfte sich jedenfalls erledigt haben, denn die Lizenz ist erloschen, sodass eine „Chance, (…) die Verträge noch zu erfüllen“ nicht bestehen dürfte.
Mein Vater ist tot. Er ist vorgestern, am Abend meines Geburtstags, zusammengebrochen und in meinem Arm gestorben.
In einem langen Kampf haben Notarzt und Rettungssanitäter ihn reanimiert, aber es war zu spät. Sein Körper und sein Gehirn hatten irreparable Schäden genommen.
Am Abend des 10. 12. haben wir Abschied genommen und ihn gehen lassen. Ich konnte seine Hand halten bis zuletzt.
Wir haben einander sehr geliebt, und ich bin todtraurig.
Manchmal läuft es seltsam im Verlagsgeschäft. Kennt ihr diese Enthüllungsreportagen, bei denen Kronzeugen im Schattenriss mit einer Baseballkappe auf dem Kopf hinter einem semitransparenten Wandschirm sitzen und über einen Stimmverzerrer sprechen, um nicht erkannt zu werden?
So ähnlich war es, als ich mit Tom Flambard über den Ankauf seiner drei Fantasy-Kriminovellen um das ungleiche Ermittlerduo Grünblatt & Silberbart sprach. Zustandegekommen war das konspirative Treffen durch eine namhafte Agentin – und da saß er nun also, der große Unbekannte, und steckte mich an mit der Begeisterung für sein neues Werk.
Worum es geht, ist eigentlich rasch erzählt. Ein übergewichtiger, korrupter Stadtgardist und ein leichtfüßiger elbischer Langfinger begegnen einander – und es ist Abneigung auf den ersten Blick. Doch eine Explosion auf dem Wazaar, dem ältestem Marktplatz der fantastischen Metropole Brae Flammar (ja, es gibt eine Stadtkarte im Buch!), zwingt sie zur Zusammenarbeit. Am Ende dürfen sich die Leser:innen über drei spannenden High-Fantasy-Novellen aus der Feder eines deutschen Bestsellerautors freuen, der hier inkognito schreibt.
Aber wer ist dieser Tom Flambard, der hier mit solcher Verve, Finesse und Leichtigkeit Holmes & Watson in fantastischen Inkarnationen beschwört? Er selbst und seine Agentin hüllen sich in Schweigen. Doch die Gerüchteküche brodelt. Man munkelt, er habe seinen wahren, allseits bekannten Namen zur Kenntlichkeit verändert. Man munkelt gar, Teile des Namens seien unverändert geblieben.
Man munkelt viel. Ich kann es euch nicht sagen. Die Spurensuche hat begonnen. Aber ich kann versprechen: Lesen lohnt sich!
Die harten Fakten im Überblick:
Autor: Tom Flambard Titel: Grünblatt & Silberbart Verlag: Lindwurm Erscheinung: November 2021 Lektorat: Textmenschen, Julia Becker & Oliver Hoffmann Format: Hardcover m. Lesebändchen, ca. 240 S., ca. 15 € (auch als eBook erhältlich)
Ich freue mich sehr, dass ich mit meiner Übersetzung von Tanya Huff: Im Dienst der Föderation beim Kurd-Laßwitz-Preis in der Kategorie „Beste Übersetzung zur SF ins Deutsche 2020“ nominiert bin. Danke auch für den Auftrag an den Verlag, Plan 9!
Es ist schlimm, in einem Land zu leben, in dem es keinen Humor gibt. Aber noch schlimmer ist es, in einem Land zu leben, in dem man Humor braucht.
– Bertolt Brecht
Guten Tag und willkommen in meiner neuen virtuellen Heimat im Zwischen-Netz. Nachdem WordPress mich heftig im Stich gelassen hat und ich praktisch ein Jahr lang einen Blog-Maulkorb trug, bin ich zurück.
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