Hier ein Text aus dem heutigen Mannheimer Morgen [Gendering natürlich von mir]. Ich unterstütze ausdrücklich das Anliegen der Bürgerinitiative SOS Stadtbaum und der anderen Protestierenden.
Mannheimer Bürgerinitiative protestiert gegen Abriss des Parkhauses in N2
Von Sylvia Osthues
Protest in N 2 (v.l.) Aktivist:innen Karl-Heinz Sausbier, Bernhard Welker, Ursel Risch, Wolfgang Fabian und andere. © Sylvia Osthues
Mannheim. Eigentlich ist der Bau der neuen Bücherei am Standort des Parkhauses in N 2 beschlossene Sache. Doch die Bürgerinitiative SOS Stadtbaum möchte das Parkhaus erhalten – wegen der begrünten Fassade. Für den an dieser Stelle geplanten Neubau der Stadtbibliothek müsse ein anderer Standort gefunden werden.
Die Aktivist:innen hatten zum Protest gegen die Abrisspolitik der Stadt aufgerufen. Dazu versammelten sich am Dienstagnachmittag zahlreiche Anhänger:innen vor dem Eingang zum Parkhaus, um ihren Protest auf einer Unterschriftenliste zu dokumentieren. Auch die Stadträt:innen Alexander Fleck (CDU) und Christiane Fuchs (ML) schauten vorbei. Gegner:innen des geplanten Abrisses vom Parkhaus brachten an der Fassade Transparente an wie: „Diese wertvolle Fassadenbegrünung am Parkhaus in N 2 muss erhalten bleiben“, „Für das Klima und die Umwelt: Erhalt statt Abriss! Mannheim braucht Grün!“ oder „Rettet diese Fassadenbegrünung! Hier leben Vögel und Insekten!“
Begrünungsordnung ist 33 Jahre alt
Ursel Risch, die Initiatorin der Bürgerinitiative, erklärte: „Die Bürgerinitiative möchte damit darauf aufmerksam machen, dass dieses Gebäude erhalten werden muss, denn das Parkhaus mit seiner vorbildlichen Fassadenbegrünung trägt viel dazu bei, die Luft- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern.“ Die Gegner:innen der städtischen Baupläne kritisieren: Der Gemeinderat der Stadt Mannheim handele entgegen seiner eigenen Begrünungsordnung für die Innenstadt, die am 27. September 1988 beschlossen wurde.
Darin heiße es unter anderem: „Die Schaffung von begrünten Flächen und das Einbringen von Grünelementen in der Innenstadt ist eine unerlässliche Maßnahme, um der Gefährdung der menschlichen Gesundheit durch das Stadtklima entgegenzuwirken und den urbanen Lebensraum in seinem Erscheinungsbild zu verbessern.“ In der Realität würde diese Begrünungsordnung aber nicht umgesetzt, kritisierte Risch. Sie weist darauf hin, „dass die Zementproduktion die drittgrößte Quelle der von Menschen verursachten CO2-Emmission ist“. Deshalb müssten möglichst viele Gebäude saniert und erhalten werden. „Doch in Mannheim werden immer mehr Gebäude nach wenigen Jahrzehnten abgerissen anstatt saniert“, klagte Risch.
„Jeden Baum erhalten“
Als Beispiele nannte sie den Mitzlaff-Bau der Kunsthalle, das Technische Rathaus und die Columbus-Blocks auf Franklin. Pläne zum Abriss gibt es auch für das Stadthaus in N 1 [Hier setzt sich SOS Stadtbaum für Sanierung statt Abriss ein – Anm. OH].
„Die Innenstadt von Mannheim ist bereits massiv zugebaut und versiegelt, jetzt soll schon wieder gewachsenes Grün dran glauben“, bemängelte Gärtnermeister Bernhard Welker die Abrisspläne für das Parkhaus in N 2. Dabei stelle das gewachsene Grün der Fassade ein wertvolles Biotop dar. Der geplante Abriss des Parkhauses, so die Initiative, stehe stellvertretend für weitere Maßnahmen der Stadt, die dazu beitragen werden, das Stadtklima zu belasten.
„Man muss nur mal in die Feudenheimer Au schauen, wo für die Bundesgartenschau erst fünf Robinien gefällt wurden“, berichtete Gabriele Reisigel. SOS Stadtbaum beobachtet, dass bei den vielen Neubauten kaum die Ziele der Begrünungsordnung umgesetzt werden und immer noch mehr Freiflächen versiegelt werden, wie beispielsweise im Friedrichspark: „Die ganze Welt kämpft gegen die Erderwärmung und in Mannheim passiert das Gegenteil!“
Es müssten jetzt „endlich jeder Baum, jede Grünfläche und die Fassadenbegrünungen in der Innenstadt erhalten“ bleiben. „Die Stadtverwaltung und die Gemeinderäte sollten noch einmal nachdenken und die wertvolle Fassadenbegrünung gemäß ihrer Begrünungsordnung erhalten“, forderte Wolfgang Fabian, der vor Jahren mit einer Bürgerinitiative gegen den Abriss des Mitzlaff-Baus der Kunsthalle gekämpft hatte. „Noch ist es Zeit, einen alternativen Standort für die Stadtbibliothek zu finden“, meinte er.