Der Lindwurm erhebt sich

… so steht es auf der Homepage des Fantasy-Imprints der Verlagsgruppe Bedey & Thoms Media. Wie schon auf Facebook kurz berichtet, werde ich – und das ist kein Aprilscherz – ab 1. 4. dort die Programmleitung übernehmen.
Zwar fühle ich mich schon ein wenig alt, seit Geschäftsführerin Sandra Thoms mich in ihrer Presseerklärung zu dieser Personalie als „Urgestein in Sachen Phantastik“ bezeichnet hat, aber tatsächlich war ich sofort angefixt, als sich dieses neue Aufgabenfeld aufgetan hat. Und obgleich uralt, verpasse ich meinem neuesten Baby erst einmal einen Facelift: Das „Verlag“ verschwindet aus dem Namen, und es wird künftig nur noch Lindwurm heißen – dass es sich nicht um eine Autowerkstatt handelt, versteht sich, denke ich, von selbst.
Ich hoffe sehr, dank meiner langjährigen Branchenerfahrung den Lindwurm zur neuen Heimat unkonventioneller Phantastik in Deutschland machen zu können. Als kleiner(er) Verlag haben wir zweifelsohne die Möglichkeit, mutiger zu sein als Publikumsverlage, bei denen „das Fantasyzeug“ vermutlich bis in alle Ewigkeit das ungeliebte, wenn auch umsatzträchtige Stiefkind bleiben wird.
Erst mal verwalte ich noch eine Weile das Erbe meiner Vorgängerin Laura Künstler; „mein“ erstes Novitätenprogramm ist Frühjahr 2022. Meinen ersten Einkauf habe ich schon getätigt: Die Wahrhaftigen aus der Feder von Helena Wagenschütz, und einen wunderbaren Zweiteiler lektoriere ich auch gerade. Aber damit ist der Hunger des Lindwurms natürlich nicht einmal annähernd gestillt – also, ihr Urban-Fantasy-Afficionados, ihr Schwertschwinger, ihr Geschichtenweber und Garnspinner: Wir lesen uns!

Das organisierte Versagen

Mannheim muss die Öffnungsmaßnahmen zurückfahren. Nach einer Woche. Inzidenzen tanzen Rock’n‘ Roll. KiTas müssen geschlossen werden, weil sie zu Superspreadern werden. Die dritte Welle trifft uns mit voller Wucht. Keine/r ist überrascht.
Keine/r? Doch. Die Regierenden. Klar, damit hat auch niemand rechnen können, dass es schiefgehen könnte, wenn man angesichts eines (gefühlten) Überdrusses des Volkes und unter dem Druck der Wirtschaft alle Vernunft in den Wind schlägt und das Falsche tut.
Sascha Lobo konstatiert im SPIEGEL und bei Deutschlands schönstem Jortnalistendarsteller Markus Lanz Staatsversagen und muss sich von Ralph Brinkhaus (cdU) schmollen-empörte Antworten, die keine Gegenargumente sind, anhören.
Doch ich bin jetzt still und lasse Wolfgang Walk zu Wort kommen, der es direkt nach der letzten MPK auf Facebook so ausdrückte (danke, dass ich zitieren darf):

Man darf sich nichts vormachen: die politische Klasse Deutschlands hat gestern in einem Anfall von grenzenlosem Nihilismus dem nicht-soziopathischen Teil seiner Bevölkerung den Gesellschaftsvertrag gekündigt. Dieses Land mag völkerrechtlich und administrativ noch existieren, als gemeinsame Idee einer friedlich zusammenlebenden Gesellschaft ist es gestern ermordet worden. Ermordet, nicht nur getötet, weil niedere Motive den Hauptausschlag gaben: Eine kritische Masse beruflicher Interessen der im Wahlkampf stehenden Politiker, Auflageinteressen einer vollständig kriminellen Zeitungsredaktion, aus Niedertracht, Feigheit, simpler Habgier.Die Bundesrepublik Deutschland vertreten durch die Kanzlerin und die 16 Ministerpräsidenten der Länder hat gestern genau denjenigen seiner BürgerInnen von hinten in die Kniekehlen getreten, die sich bis zuletzt für eine verantwortungsbewusste Seuchenbekämpfung eingesetzt und öffentlich gegen einen wachsenden Faschismus und eine wild wuchernde allgemeine Rücksichtslosigkeit gestemmt haben. Sie hat diejenigen seiner BürgerInnen verraten, die oft über politische Lager hinweg dieses Land und seine Menschen vor der Herrschaft der Wütenden und Nihilisten geschützt haben.Jeder kann sich ausrechnen, was das zur Folge haben wird. Ganze 20% der Bevölkerung waren tatsächlich für Öffnungen um jeden Preis. Die haben jetzt gewonnen. Die Lautstarken haben gewonnen. Die Lügner und Faktenverdreher. Die Soziopathen und Faschisten. Und das ist das tatsächlich Zersetzende: Lautstärke, Lügen und Faktenverdrehen wurden von den 17 Regierenden in diesem Land offiziell zu winning strategies im Meinungskampf ratifiziert. Wir müssen es uns eingestehen. Wir dürfen uns nichts vormachen. Der zivilisiert denkende Teil der deutschen Bevölkerung hat aktuell keine politische Repräsentation mehr – und keine der wählbaren Parteien bietet der Vernunft und dem offenen Diskurs noch eine an. Sie alle waren an den Beschlüssen gestern beteiligt: CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, Die Linke. Dieses Land, was immer daraus in den nächsten Monaten und Wahlkämpfen entstehen wird, wird eine zivile Hölle werden, ein Ort, an dem die Mobregeln gelten, an dem Kompromiss als Schwäche gelten und ziviler Diskurs niedergeschrieen wird – weil man so seinen Willen am besten durchsetzen kann. Diese Büchse der Pandorra wird nicht so schnell wieder zu schließen sein. Inoffizieller Kanzler und mächtigster Mensch im Staate ist jetzt Julian Reichelt. Und wer hat DEN eigentlich gewählt?Ein neuer, nachhaltiger Gesellschaftsvertrag ist nicht in Sicht. Der Kraft des guten Arguments wurde die Grundlage entzogen. Der Markt der Ideen wurde den Schreihälsen ausgeliefert. Es wird gemacht, was denen gerade durch die leere Birne rauscht und dann auf 110 Dezibel verstärkt aus der Fressöffnung plumpst, selbst wenn das – und davon müssen wir ausgehen – wie im Falle COVID noch einmal zehntausende Menschenleben kosten wird.Es gibt keinen denkbaren Weg, wie auf diese Art und Weise eine friedliche Gesellschaft existieren kann. Es gibt keinen denkbaren Weg mehr, dieses Land vor einem neuen Autoritarismus zu beschützen. Die politische Klasse hat gestern den Weg frei gemacht. Und wir brauchen dazu nicht mal mehr die AfD. Wir machen das einfach mit den Politikern und Publizisten, die schon bislang ihren Master of Arts in Machterhaltung mit summa cum laude gemacht haben.Der Amtseid ist zur Farce verkommen. Das Land, in dem ich aufgewachsen bin, ist am Ende. Vor uns liegt ein langer, dunkler Tunnel. Und ich sehe da für viele Jahre kein Licht an seinem Ende.Dieses Land hat gestern alles in den Mülleimer geschmissen (es war wenig genug), was es mal verteidigens- und liebenswert gemacht hat.Zum ersten Mal nach 1949 wurde ein Beschluss gefasst, der sehenden Auges zehntausende Menschen in den Tod schickt. Für die Wirtschaft.Mit einem berühmten römischen Diktator zu sprechen: Der Rubikon ist überschritten, die Würfel sind gefallen.


Berichte von der Impffront I

Hoffnung und Hindernisse: Das Chaos um die Corona-Impfung - Marktcheck -  SWR Fernsehen

So sagt’s der SWR …

So, dann beginne ich mal, fortlaufend von der Impffront zu berichten.
In Baden-Württemberg, wo ich lebe, wurde der Kreis der Imfberechtigten erweitert, weil, so Medienberichte, AstraZeneca-Impfstoff vorhanden ist, der nicht verimpft werden kann, weil ihn keiner will.


Ehe ich mich noch kümmern konnte, rief mich vorgestern meine Hausärztinnnenpraxis an (!), um mich zu informieren, dass man mir ein Attest fertiggemacht habe (danke nochmal für den guten Service!)


Ich wollte nach Abholung des Attests zuerst digital einen Termin buchen. Da kann man dann ankreuzen, ob man bereits einen Code hat. Ich wähle „Nein, aber ein Attest“. Daraufhin wird Altersangabe verlangt. Nach der Altersangabe kriegt man gesagt, für diese Altersgruppe würden z. Zt. keine Impftermine vergeben. Wenn man an dieser Stelle „Ich hab doch aber ein Attest“ anklickt, wird man nach seinem Alter gefragt … und willkommen im Murmeltiertag.


Also telefonisch. Es gibt nicht etwa eine Warteschleife; wenn man nach allerlei lustigen Zahleneingaben über den Ziffernblock nicht durchkommt, fliegt man raus und muss neu anrufen.Nach drei Stunden hatte ich einen Menschen am Telefon. Die Dame fragte alle Daten ab und stellte mich DANN ins zuständige Impfzentrum durch. Auskunft: Keine freien Termine.
Stay tuned. Ich habe so im Gefühl, das kann noch SEHR lustig werden.

Ju Honisch ist zurück

Bild Copyright Arne Homborg

Ich kenne Ju gefühlt schon seit Ewigkeiten. Bei Feder & Schwert habe ich zahlreiche ihrer immer unterhaltsamen und immer schwer-gewichtigen Bücher betreut: Das Obsidianherz, das zweibändige Mammutwerk Salzträume, Jenseits des Karussells und schließlich Schwingen aus Stein, mit dem sie den Seraph gewonnen hat.
Nach einem kurzen Umweg über zwei große Publikumsverlage, wo ihre Publikationen teils nicht die erforderliche Aufmerksamkeit des Verlages, teils nicht die gewünschte Publikumsresonanz gefunden haben, meldet sich Ju nun mit einem neuen Projekt unter dem Arbeitstitel Weltendiebe zurück, für das sie sich für den Weg des Selfpublishings entschieden hat.

Im Mittelpunkt der im besten Sinne fantastischen Geschichte stehen die 23-jährige Anne und ihre hochbegabte 16-jährige Schwester Ev, die seit dem Tod ihrer Eltern mit ihrer Großmutter zusammenleben. Als Annes Chef sowie ihre ungeliebte Kollegin plötzlich verschwinden, übernimmt ein seltsamer Fremder die Firmenleitung. Dass dieser aus einer anderen Dimension stammt, ahnt Anne zunächst nicht. Im Hier und Jetzt will er Wissen stehlen, das in seiner Dimension verlorengegangen ist.

Doch ein weiterer Weltenspringer folgt diesem ersten: Kerder, der Vollstrecker. Seine Aufgabe ist es, die Integrität der Sphären zu bewahren, koste es, was es wolle – und seien es die Leben der Menschen in dieser unserer Welt …

Mehr sei noch nicht verraten, nur so viel: Ju hat mich mit dem Lektorat dieses fulminanten neuen Werkes betraut, und das Projekt macht mir einen Riesenspaß. Das Buch wird spätestens zur (Online)-Buchmesse Saar (18.-20. Juni ) fertig sein. Seid gepannt!

Vampire: die Maskerade – Chapters

Sneak Peek

Vampire: The Masquerade – CHAPTERS – Nosferatu – World of Darkness News
Nosferatu-SC aus CHAPTERS

Die Übersetzungsarbeiten an Chapters schreiten voran. In Absprache mit den Kollegen bei Flyos möchte ich euch heute hier einen ersten Vorabblick in die einleitende Kurzgeschichte Die Stadt der Heiligen ermöglichen, die aus der Feder keines Geringeren als Matthew Dawkins alias The Gentleman Gamer stammt.

Vorbestellungen des Spiels sind unter diesem Link noch möglich. Viel Spaß beim Lesen!

Die Hirten der Meere

Bildergebnis für sea shepherd logo

Sea-Sheperd-Logo

Schon seit Feder&Schwert-Zeiten bin ich ein großer Fan von Sea Sheperd. Ein Prozentsatz unseres ersten Werwolf-Hardcovers ging damals an die Organisation, weil ihr Gründer Paul Watson unserer Auffassung nach wie die Garou ein echter Krieger Gaias war. Er hatte die Umweltschutzorganisation Greenpeace, zu deren ersten Mitgliedern er gehörte, im Streit verlassen, nachdem er 1977 bei einem Protest gegen die Robbenjagd auf dem Eis vor der Küste Kanadas die erbeuteten Felle und den Knüppel eines Robbenjägers ins Wasser geworfen hatte. Es kam daraufhin innerhalb der Organisation zum Streit um den Einsatz von Gewalt.

Sea Shepherd sieht die Hauptgefahren für unsere Ozeane in der illegalen Fischerei, der Plastikverschmutzung, dem Klimawandel und der Bedrohung gefährdeter Arten. Aktuell macht sich die Umweltschutzorganisation unter anderem weltweit für den Schutz von Schildkröten-Nistplätzen stark. Sea Shepherd hat dazu unter anderem eine Partnerschaft mit der Conflict Islands Conservation Initiative (CICI) begonnen, um die vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten auf den Inseln von Papua-Neuguinea vor Wilderei zu schützen. Die Conflict-Inseln sind einer von „Sylvia Earle’s Hope Spots“, also ein Ort, der wissenschaftlich als kritisch für die Gesundheit der Ozeane gilt.

Seit 2017 schützt und bewahrt diese australische gemeinnützige Organisation die Natur der Conflict-Inseln sowie den umliegenden marinen Lebensraum. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden schafft die CICI Arbeitsplätze im Bereich Ökotourismus, nimmt Aufgaben als Naturschutz-Ranger wahr und bietet Sensibilisierungsprogramme an, die das nötige Bewusstsein schaffen sollen, um die Inseln und deren Tierwelt, vor allem die Meeresschildkröten, zu schützen, die seit Jahrhunderten diese abgelegenen Inseln bewohnen.

Aufgrund der Corona-Pandemie war es der CICI bisher unmöglich, ihr Freiwilligenprogramm und die Öffentlichkeitsarbeit wie geplant durchzuführen, wodurch wiederum nötige finanzielle Mittel fehlen. Als Teil der Anti-Wilderer-Kampagne stellt Sea Shepherd nun die Mittel für die Rekrutierung eines Teams von acht einheimischen Rangern bereit. Diese überwachen die 21 Inseln des Atolls und schützen die Nistplätze vor Wilderern.

Wer mehr wissen möchte, findet hier mehr Infos. Dort findet sich auch eine Spendenmöglichkeit.


Zwischen den Zeiten

Chronos von Chron: Mysteriöser Instagram-Nutzer

[Achtung: Der folgende Text könnte milde Spoiler enthalten – Betroffene werde wissen, dass sie gemeint sind]

Wer zur Hölle ist eigentlich dieser Chronos von Chron? Seit einigen Wochen hält er diejenigen, die zwischen den Zeilen (den Zeiten?) zu lesen verstehen, mit seinen kryptischen Botschaften auf Instagram in Atem.

Da werden Zeitkapseln geöffnet, seltsame Videobotschaften versandt, Spekulationen gesponnen, und plötzlich scheint die große Vereinheitlichungstheorie aller Verschwörungstheorien da zu sein: die Weltverschwörungstheorie TM. Zweifellos ist die Wahrheit irgendwo da draußen! And I want to believe.

Zum Glück hat sich eine kleine Schar Unerschrockener gefunden, die bereit ist, den Mysterien auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was es wirklich mit den Großen Alten, der Zahlenmystik der Großstadttopografie, wildgewordenen, nach der Singularität strebenden KIs, den Maulwurfsmenschen in den U-Bahn-Schächten unserer Städte und vielem mer auf sich hat.

Neugierig geworden? Stay tuned! In einer Woche darf ich mehr erzählen.

Waldkolonie zum Schnuppern

Das Cover des dt. Originals

Vor zwei Wochen hatte ich von meiner Krimiübersetzung ins Englische erzählt. Die Arbeiten haben begonne, und voilà – ohne großes Gerede hier zum Schnuppern ein erster „Blick ins Buch.“ Viel Spaß beim Lesen.

Part 1

Chapter 1 – April 19th, 2019

Sven Ullmann lay stretched out in his bed on his back, staring at the ceiling. He immediately sensed that something was different. But he could not tell what had changed. He remained motionless, continuing to stare at the ceiling, trying to grasp where this impression came from. Suddenly, he realized what was different. It was distinctly quieter than usual. The hissing and the drumming that had become a constant companion over the past few weeks were gone. The background noise had been disturbing at first, but at some point, it had become a permanent backdrop. Now, this hissing and drumming had disappeared. From one day to the next. Just like that. Overnight. The rain had stopped.

In the last few weeks, not a day had gone by without some media report about this constant rain. Meteorologists spoke of a phenomenon unprecedented since the beginning of weather records. Most people simply called this continuous downpour the longest rain ever. Incessant rain for more than four weeks. It was not a string of showers with brief interruptions. Nor was it a lingering light summer rain. It was deluge that had lasted for weeks and affected large parts of southern Germany. Incessantly, low pressure systems brought in new rain clouds from France that stuck to the Alps. But now, the rain had finally stopped. Just like that.

Ullmann sat on the edge of his bed. It was Friday, and the change in the weather brought completely new possibilities for his day. Even though it had been quite warm for this time of the year in recent weeks, the rain had made almost any outside activity impossible. For Ullmann, this had been a special challenge. Normally, he jogged in the nearby forest three or even four times a week. In all weathers. Just under 15 kilometers per run, after which he always felt high, as if he could achieve anything imaginable. But in recent weeks, even he had had to surrender to this weather. It had just been too bad. A few days after the rain had started, he had tried. However, after a few meters he had been soaked to the skin already.

***

The rain had soaked the earth and the dead wood lying on the ground. The rays of the sun were already strong enough in April to create a comforting warmth, although the air was still cool. The trees were not in full leaf yet, and the sun reached the ground even in more densely wooded areas. The light shows the sunlight created were stunning. No human being could have imagined them. In some places, the ground fog lingered and refracted the rays of sunlight into many different colors. Everywhere the ground steamed and unleashed a plethora of warm, earthy, and sweet smells. Ullmann deliberately breathed slowly and deeply and was relieved that he had found his usual jogging rhythm so quickly after all. There was no one else about. He had the forest to himself.

Ullmann always jogged along the same path. At first it went deep into the forest, away from the residential areas. Large, old coniferous and deciduous trees rose on both sides of the path. Later, the path made a sweeping arc that brought it almost back to the residential areas. About halfway through the trail, there was a fork in the road that allowed for variable lengths of running. There was the longer trail that meandered through the woods in a wide arc, and there was a shortcut. Ullmann always took the long way. Not only because the eight kilometers of the shorter path were not enough for him. On the long path, he very rarely encountered dog owners. Thus, he run his kilometers there undisturbed and without having to watch out for unleashed dogs. There was almost nothing that he hated more than dog owners who energetically roared the names of their dogs through the forest without having the slightest ideas where their furry friends were at the moment. The dogs in turn ignored their masters and mistresses calling, frolicked between the trees and chased the forest animals. Or they hunted joggers and cyclists. On this day, too, Ullmann took the long path that meandered through remarkably diverse forest at the fork in the road. Densely wooded parts alternated with new, freshly reforested sections of forest. This made this running route so rich in variety and interesting for Ullmann. About halfway along the path came a section where there were very closely planted old conifers. Here, the light almost did not reach the ground at all, and therefore the otherwise very lush ground vegetation had disappeared completely and given way to a carpet of old brown needles. Only isolated rays of sunlight broke through the treetops and produced small beams of brightness in the otherwise rather dim light.

Marlenes Mimimi

Bildergebnis für marlene lufen deutschland im Lockdown
Still aus Marlene Lufens vielgeklicktem Video

Ich gestehe es: Bis letzte Woche wusste ich nicht mal, wer Marlene Lufen ist. Als ich sah, dass die von mir wegen ihrer Geradlinigkeit sehr geschätzte Dunja Hayali mit ihr über ein „emotionales Video zum Thema Lockdown“ diskutiert und dies alle und ihren Bruder in meinen sozialen Netzwerken zur Stellungnahme veranlasste, habe ich mich informiert.

Jetzt weiß ich, Frau Lufen ist eine durch Vorerfahrungen etwa als Moderatorin des Sat.1-Frühstücksfernsehens und von Promi Big Brother für die Kommentierung und Einordnung medizinischer, (ordnungs-)politischer und sozialpsychologischer Themen der Gegenwart bestens vorbereitete Top-Fernsehjournalistin. In ihrem umstrittenen Video sagt sie zur aktuellen Lockdown-Situation Sätze wie „Immer, wenn jemand erklärt, wir müssen die Zähne zusammenbeißen, hat eine Frau die Faust im Gesicht oder ein junger Mensch springt von der Brücke“ und spricht von ihrem Gefühl, in einigen Jahren mit Reue auf diese Zeit zurückzuschauen und „zu denken, wir haben es falsch gemacht, dass dieser Lockdown das Falscheste ist, was wir hätten machen können.“ Prompt nutzte die rechtsextreme sog. Alternative für Deutschland das Video denn auch zur Bewerbung der eigenen wirren Corona-„Gedanken“.

Milde entsetzt nahm ich wahr, dass die Frau heute Abend bei ihrem Heimatsender zur Primetime eine eigene Sendung bekam: den Live-Talk Marlene Lufen: Deutschland im Lockdown, in dem die Moderatorin laut Nachrichtenmagazin Gala „mit vier Gästen die brennendsten Fragen zu klären und die größten Sorgen anzusprechen versucht.“ Die WELT kündigte gar an, Marlene Lufen werde sich „nach emotionalem Video zum Lockdown der Kritik stellen“.

War aber gelogen. Statt dessen erzählte sie sich mit Kinderärztin Dr. Karella Easwaran, der „Mental-Health-Bloggerin“ Charis Krüger, Alexander Löher, Bezirksschülersprecher der Gymnasien in Oberbayern-West und Starkoch Tim Raue in launiger Runde abwechselnd, wie schlimm es uns doch allen im Lockdown geht. Herr Löher z. B. fürchtet um sein Abitur (genauer: um seine guten Noten, denn er will Pilot werden), aber nicht, weil der Digitalunterricht schlecht sei – nein, weil er sich im heimischen Umfeld, „wo alles rumsteht“, nicht zum Lernen motiviert kriegt. Außerdem fehlen ihm „die sozialen Kontakte“ – auf Nachfrage der Moderatorin, die kumpelhaft alle Anwesenden duzt (Schicksalsgemeinschaft und so) und ihm gegenüber die verständnisvolle Mama spielt, druckst er rum, und alle lachen ein bisschen hämisch, weil sie wissen, dass er Partys, Saufen und …. soziale Kontakte eben meint.

Zwischendurch dürfen sich noch Zuschauer:innen per soziale Medien beklagen, dass sie ihren 18. Geburtstag nicht mit der gebührenden Volldröhnung feiern konnten, weil Corona.

Damit wir uns nicht falsch verstehen – viele der Probleme, die Lufen anspricht, sind sehr real und beklagenswert. Zunehmende häusliche Gewalt, die Schließung von Betreuungseinrichtungen für die sozial Schwächsten, keine Therapiemöglichkeiten für psychisch Kranke – das ist nicht gut, das darf man nicht verharmlosen. Aber wie sähe denn die Alternative aus? An Corona einsam auf einer Intensivstation verrecken kommt mir jetzt auch nicht wie eine besonders anheimelnde Aussicht vor …

Ich weiß es nicht, und Marlene & the Mimimis interessiert es nicht. Die denken nicht über Konzepte nach, die jammern, zählen voll schlimme Fakten auf und hätten so gerne eine/n Schuldige/n, auf den sie sauer sein könnten. Weil sich aber ein Virus um unser völlig überzogenes Anspruchsdenken ebenso wenig schert wie um unsere echten Nöte, kriegen sie den nicht, finden halbherzig „die Verantwortlichen“ scheiße und jammern dann noch eine zweite Runde. Ich jedenfalls bin lieber downgelocked als tot, aber was weiß ich schon.

Richtig widerlich wird es dann, als Kinder befragt werden, die ihre Corona-Nöte direkt in die Kamera erzählen dürfen, mit großen Bambiaugen zu elegisch-emotionalisierender Klaviermusik.

Ganz ehrlich: Eine schlimmere Mischung aus Bauchgefühl, Unseriosität und Scheinheiligkeit habe ich lange nicht gesehen. Wer’s verpasst hat: Holt es nicht nach. Sie ist bestimmt nächste Woche bei Markus Lanz.